Monday, July 2, 2012

Das Evangelium für die "guten Tage"

"Denn ich gelte nicht als gerecht, weil ich das Gesetz befolge, sondern weil ich an Christus glaube. Das ist die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist." (Phil 3,9)
 


Ich ging ins Schlafzimmer und klopfte mir auf die Schulter, richtig zufrieden damit, wie gut ich es heute mit den Kindern gemacht hatte. 

Es stimmte. 

Ich war freundlich, geduldig und liebevoll, auch wenn ich selbst erschöpft war und es mit erschöpften und weinerlichen Kindern zu tun hatte.  

Ich freute mich darüber, wie gut ich es gemacht hatte. Ich war stolz auf meine tolle Leistung.  

Dann schlich sich etwas ein. Die lächerliche Ehrlichkeit meines Herzens, die mir zeigte, in welchem Unglauben und Zweifel ich lebte. Ich bildete mir ein, dass Gott wirklich Gefallen an mir und meinen Taten haben muss. Ich glaubte, dass ich aufgrund dieses tollen Tages mit den Kindern etwas mehr geliebt sei, Christus etwas ähnlicher sei.  

Vielleicht denkst du: "Was ist falsch daran, gut zu sein?" oder "Weshalb kannst du es nicht einfach geniessen, dass du einen guten Tag hattest?" 

Sollten wir nicht gut sein, einfach um des "Gutseins“ Willen? Geht es im Leben als Christ nicht gerade darum: unsere Freundlichkeit finden und diese mit anderen teilen?  

Nun, nein.  

Der Fokus meines Christseins ist nicht, dass ich gut bin. Es geht um die völlige Abhängigkeit von dem Gott, der meine Seele gerettet hat: Er schickte Seinen Sohn, um Seine gegen meine Taten einzutauschen, weil ich mich selber niemals würdig erweisen würde. Es geht darum, mich als Sünderin zu sehen, die durch Gottes Gnade das gerechte Leben Christi erhalten hat, damit ich mir meine Gerechtigkeit nicht selbst verdienen muss. All das Gute, das ich tue, ist bloss die Auswirkung des in mir lebenden Christus.  

Im Leben als Christ geht es nicht darum, mich immer mehr anzustrengen, um gut zu sein. Es geht vielmehr darum, den einzigen anzubeten, der wirklich gut ist.  

Sobald ich glaube, alles Gute, das ich tue, komme aus mir oder brächte mich näher zu Gott, geht es wieder nur um mich. Es wird dann zu einer Leiter-guter-Taten, die ich hochklettere, um mir meinen Weg selbst zu verdienen. Und ich vergesse, dass mein Weg bereits verdient wurde. 

Du siehst, ich habe ein Problem mit chronischer Selbstgerechtigkeit. Wir alle, ja auch Du, haben dieses Problem.  

Wir nehmen nur allzu leicht das, was Gott uns gegeben hat, und nennen es unser Eigen. Unsere Herz sehnt sich nach Annahme. Unser Herz will sich selbst beweisen.  

An einigen Tagen, wie gestern, sehnt sich mein Herz nach einer Leiter, weil ich sicher bin, dass ich bis ganz nach oben klettern kann. An anderen Tagen, wie heute, scheinen die Sprossen der Leiter jeden Augenblick zu zerbrechen. Jeden Augenblick in dem ich versuche etwas Gutes zu tun.     

Aber das Evangelium... das wunderbare, ehrliche Evangelium, kommt und zerstört diese Leiter. Es sagt mir, dass es keinen Weg mehr für mich gibt, durch meine guten Taten in den Himmel zu klettern. Das Evangelium sagt mir, dass es auf dem Weg kein Versagen und keine zerbrochenen Sprosse mehr gibt.  

Christus ist gekommen und hat diese Leiter zerstört: Er hat an meiner Stelle alles getan, was ich hätte tun sollen, und mir vergeben, wo ich durch mein Versagen eine Sprosse kaputt machte oder in Selbstgerechtigkeit eine Sprosse hinaufgeklettert bin. Es gibt keine Leiter mehr! 

Was mache ich nun an guten Tagen? Dasselbe wie auch an schlechten:  

Ich erinnere mich daran, was Christus getan hat. Ich danke ihm für sein Werk in meinem Leben. Ich danke Ihm dafür, durch mich zu leben.  

Ich kehre von meinem Unglauben um, dass die Leiter wirklich weg ist.  

Ich komme darin zur Ruhe, dass Er an meiner Stelle gut ist. 

Jeden Tag muss ich mich daran erinnern, „Nein!“ zu der Leiter-guter-Taten zu sagen, die mir nur Verzweiflung oder Stolz anbietet. Und ich muss „Ja!“ sagen zum Evangelium, das mich ruhen lässt im Fahrstuhl der Gnade, der mich nach Hause bringen wird.

No comments:

Post a Comment